Zwei Tage, die es absolut in sich hatten, haben wir hinter uns gebracht. Zusammen mit drei weiteren Arbeitskollegen vom @Kreis Warendorf AND Friends brachten wir die Fisang-Baustelle in Dernau einen großen Schritt voran. Das komplette Haus ist entkernt, Putz- und Estrich frei und Dank Frank gibt´s auch schon wieder Licht in der Schreckenskammer!
Wir haben neben Werkzeug, Süßigkeiten und jeder Menge Stehleitern, einen aus Spenden finanzierten Opel Vectra Kombi übergeben können! Die Freude war RIESIG!!! DANKE an ALLE, die uns dabei so tatkräftig unterstützen (auch finanziell!)…
Dazu konnten wir gaaaanz viel Deckenputz mit dem Bohr- und Stemmhammer entfernen, ein Badezimmer komplett entkernen und in Mayschoß einen Treckeranhänger voll mit Bauschutt aus dem Haus tragen und aufladen.
Es ist immer wieder klasse zu sehen wie die Gemeinschaft, die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft im Flut-Katastrophengebiet gelebt wird! Wir werden weiter unsere Hilfe und Arbeitskraft zur Verfügung stellen, damit dort irgendwann auch wieder ein „normales“ Leben möglich ist!
Vorab: In unserem diesjährigen Sommerurlaub kam alles anders, wie wir uns das vorgestellt und erwartet haben. Geplant waren insgesamt zwei Wochen am Anfang der Sommerferien und eine Woche zum Ende hin mit dem Wohnmobil Corona-Konform durch Deutschland zu reisen. Aber was zwischendurch geschah, stand nicht auf dem Urlaubsplaner…
So mal ganz grob unsere Reiseroute – geplant/ungeplant! ;-)
Für uns hieß es bereits am letzten Schultag von Fabian die Sachen fertig zu packen und startklar zu sein, wenn die Schule aus war. Schließlich wollten wir die ersten im Stau sein! ;o)
Erstes Ziel war Magdeburg direkt an der Elbe. Plätze am Wasser ziehen ja schon irgendwie an. Zum Ankommen und Abschalten waren die ersten zwei Nächte dort genau das richtige.
Die Stadt Belzig lag dann mit der Burg Eisenhardt auf unserer Route weiter Richtung Osten. Gestärkt vom Burgbräu-Bier erreichten wir den Stellplatz am Syringhof nahe Beelitz südlich von Potsdam. Mitten in der Natur gelegen mit Hofladen und netten Biergarten konnten wir es bei sehr sommerlichen Temperaturen sehr gut aushalten!
Gut gestärkt ging es schon früh morgens auf nach Storkow im Süden von Berlin ins Irrlandia, einem MitMachPark mit zig Labyrinthen und kleineren Kletter- und Fahrgeschäften. Parken mit dem Wohnmobil wird dort allerdings nicht so gern gesehen. Der Empfang hätte deutlich freundlicher ausfallen können…
Nach einem ganzen Tag im Park sind wir am Abend an der Slawenburg nahe Raddusch gestrandet. Ein sehr ruhiger Besucherparkplatz mitten im Nirgendwo.
Am kommenden Tag folgte eine spannende Tour über Dorf- und Landstraßen quer durch den Spreewald. Gezielt haben wir bei absolutem Sommerwetter den Senftenberger See angesteuert. Schwimmen, rutschen auf einer Seewasserrutsche, entspannen, Tretbootfahren und ein Stadtrundgang luden uns dazu ein auf dem sehr nett geführten Stellplatz auch mal zwei Tage zu verweilen!
Ausgeruht stand die Sächsische Schweiz auf unserer Reiseroute quer durch die Republik. Angekommen in Bad Schandau ging es mit dem historischen Personenaufzug hoch hinaus ins Elbsandsteingebirge und wir konnten den Elbblick mehr als genießen. Lohnenswert!
Beim Rundgang durch den Ort vielen uns immer wieder massiv hohe Flutmarken auf, die an den Häusern zu sehen waren mit Höchstständen vom 16.08.2002. Erschreckend hoch, wenn man direkt davorsteht.
Am Nachmittag besuchten wir noch das natürliche Felsenlabyrinth nahe Langenhennersdorf. Wer hat all diese Steine mitten im Wald da so rein konfiguriert??? Trolle, Wanderarbeiter, Zauberer? Wahnsinn diese Felsformationen und ein riesiger Kletter- und Labyrinthepark für die gesamte Familie! Übrigens ohne Eintritt, ohne alles! Ein Naturwunder…
Ausgepowert vom Tag in der sächsischen Schweiz fanden wir unseren Nachtparkplatz am Sächsisch-Böhmischen Bauernmarkt in Röhrsdorf. Perfekt für eine freie Übernachtung mit einer prima Einkaufsmöglichkeit von lokalen Produkten von Fleisch, Käse, Obst, Gemüse, Bier und Schnaps!
Das Deutschlandwetter änderte sich und es standen bei immer wieder starken Regenschauern zwei Fahrtage auf dem Plan. Tolle landschaftliche Strecken, minimalistische Straßen waren dabei genau das Richtige für uns. Der Weg war das Ziel…
Nächster Stopp war bei der Brauerei Zwönitz in Sachen. Eine Verkostung war dabei natürlich Ehrensache. Doch hätten wir es darauf angelegt hätten wir noch schnell unser Womo mit verkaufen können. Wir haben aber dankend abgelehnt. Wie sollten wir sonst nach Hause kommen?! ;-)
Zweiter Halt war in Plauen. Hier standen wir privat auf einem kleinen Gartenstellplatz. Es klarte auf und so stand auch einer kleinen E-Scooter Tour nix im Wege.
Weiter geht´s nach Bayern… Ein Visum zur Einreise haben wir nicht benötigt im Söderland!
Dafür war der Stellplatz in Markt Pressig am Naturbad Rothenkirchen nach einem Tag Dauerregen gut aufgeweicht. Das kleine Bächlein führte auch schon gut Wasser. Zumindest stellten wir das bei trockenem Wetter auf unserer Abendrunde fest. Gut, dass wir am nächsten Tag weiter gefahren sind, da am darauffolgenden Tag der Platz wegen drohendem Hochwasser gesperrt wurde.
Für uns ging es nur ein kleines Stückchen weiter. Ein kurzes Zwischenhoch lud uns ins Freibad nach Ebern ein, wo wir daraufhin auch die Nacht verbracht hatten. Das Sommerwetter wollte schließlich genutzt werden!
Weiter entlang des Mains kamen wir an immer mehr Stellplätzen vorbei, die wegen Hochwasser ihre Plätze geräumt hatten, bzw. keine neuen Gäste mehr aufgenommen haben. Auch unsere mögliche Kanutour fiel der starken Strömung auf dem Main zum Opfer.
Dafür fanden wir unseren Stellplatz in Grafenrheinfeld am Main. Der Badesee und der dazugehörige Spielplatz waren leider aufgrund von Corona geschlossen. So gab es nur eine kleine Ortsrunde und wir schmiedeten Pläne, wo es weiter hingehen sollte.
Carola & Ansgar in Dernau im Ahrtal am Wochenende war nicht die schlechteste Idee zu diesem Zeitpunkt. Die Pegel am Main waren zwar hoch, aber noch lange nicht bedrohlich.
Bis dahin war ja auch noch ein deutliches Stück an Kilometern zurück zu legen. Ab Magdeburg hatten wir übrigens keinen einzigen Kilometer auf der Autobahn verbracht!
Am nächsten Tag schafften wir es so bis nach Ockenheim an den Rhein. Ein schön kleiner Stellplatz mitten in den Weinbergen. Auch wenn die Wege weich waren, eine Runde ging immer.
An dem Mittwochnachmittag hatten wir noch mit Carola in Dernau telefoniert. Alles gut soweit, aber sie fragte uns, ob wir vielleicht wir einen Tag eher kommen könnten, es gäbe etwas mehr Wasser und wir könnten wischen und aufräumen helfen, so hieß es in der Prognose zu diesem Zeitpunkt. Kein Problem, aber nach viel Fahrerei an diesem Tage wollten wir lieber am nächsten Tag früh aufstehen und dann am frühen Donnerstagmorgen dort eintreffen.
Diese Entscheidung hat uns das Wohnmobil gerettet, wie sich nachher herausstellte.
Nach dem Gespräch brach abends der Kontakt ins Ahrtal ab.
Im Nachgang betrachtet endete genau an dieser Stelle unser Urlaub und auch die Erinnerungen an das gerade Geschriebene konnte ich nur aus Bildern rekonstruieren. Das folgende Erlebnis war zu einschneidend und in seinem Ausmaß auch heute noch unfassbar…
Nicht wirklich gut geschlafen und mit null Informationen starteten wir früh den schon viel Wasser führenden Rhein entlang Richtung Dernau, ohne zu wissen, was wirklich da los war. Im Radio hieß es nur, dass es zu lokalen Überschwemmungen gekommen sein soll.
Das genaue Ausmaß sahen wir erst, als wir die Ahrtalbrücke Höhe Bad Neuenahr-Ahrweiler auf der A61 überquerten und ins Ahrtal schauen konnten. Da waren viele Häuser überflutet und alles war mit schlammbraunem Wasser bedeckt.
Wir waren absolut fassungslos und kämpften uns mit dem Womo vor bis zum Aussichtspunkt oberhalb von Dernau. Bilder der absoluten Zerstörung.
Als mit einer der ersten zivilen Helfer bin ich von der Alex ein Stück mit ins Tal genommen worden. (Wie sich herausstellte mit eine der glücklichsten Begegnungen an diesem Flutwochenende!)
Es war nicht möglich bis runter zu den Fisangs zu kommen. Dort stand das Wasser immer noch bis gut zur Decke im Erdgeschoss. Keine Chance, jemanden dort im Haus zu erreichen. Der ganze Ort war voller Schlamm und ein Laufen auf bereits „trockenen“ Straßen war so gut wie unmöglich.
Letztendlich über einen kleinen Weinbergsweg, wo auf einmal der Frank neben mir stand, konnten wir zumindest Sichtkontakt aufnehmen. Immerhin ging es ihnen gut.
Der Blick immer wieder runter nach Dernau war maximal surreal. Es ist nicht mehr das Dorf, welches ich kannte. Eine Schneise der Verwüstung und nicht vorstellbar, welche Kräfte die Ahrflut vom 14. auf den 15. Juli 2021 im gesamten Ahrtal an Zerstörung mit sich brachte.
Es gibt unendliche Bilder und Gedanken im Kopf, die ich nicht in Worte fassen kann und NIE vergessen werde.
Sehr froh sind wir, dass in unserem näheren Umfeld alle Bekannten, Freunde und Verwandten weiter am Leben sind. Der materielle Verlust, auch von ganzen Existenzen, ist schmerzhaft, aber wenn wir alle gemeinsam mit anpacken das Tal wieder mit aufzubauen, wird es auch dort für die Einheimischen eine Zukunft geben!!!
R.I.P. allen Verstorbenen und immer noch Vermissten der Flutkatastrophe aller Überschwemmungsgebiete in NRW und Rheinland-Pfalz im Jahr 2021!