Von unserem Redaktionsmitglied Judith Aundrup
Greffen (gl). Ihre Elternzeit haben Melanie und Mario Fritsche mit ihrem mittlerweile einjährigen Sohn Fabian ganz anders verbracht als andere junge Familien. Statt in der Heimat zu bleiben, ging es für die Greffener im Wohnmobil quer durch Skandinavien bis zum Nordkap. Neun Wochen waren sie unterwegs. „In dieser intensiven gemeinsamen Zeit sind wir noch enger zusammengewachsen“, erzählt Melanie Fritsche (36).
Die junge Mutter strahlt und berichtet mit leuchtenden Augen von der Elternzeit der etwas anderen Art: „Diese Erfahrungen sind einmalig und mit nichts zu bezahlen. Wir haben einen wichtigen Lebensabschnitt zu dritt verbracht – und zwar rund um die Uhr.“ So haben die Fritsches nicht nur gemeinsam die schöne Natur Nordeuropas genossen. Fabian hat in den neun Wochen auch Laufen gelernt – geübt wurde auf der Fähre. Und er hat seinen ersten Zahn bekommen.
Auch ist der Blondschopf mit dem spitzbübischen Lächeln ordentlich gewachsen. Nach der Tour war er 5,6 Zentimeter größer und eineinhalb Kilogramm schwerer. „Wir haben gleich Kleidung in verschiedenen Größen mitgenommen. Das war kein Problem“, berichtet Mario Fritsche. Der 30-Jährige erzählt davon, dass die Bindung zwischen ihm und seinem Sohn in den neun Wochen und nach 10 100 zurückgelegten Kilometern im Wohnmobil deutlich enger geworden ist. „Normalerweise sehe ich Fabian werktags ja nur zwei bis drei Stunden“, sagt der Vater. Und er schiebt hinterher: „Vor der Reise war Fabi ein absolutes Mama-Kind und jetzt schon eher ein Papa-Kind.“
Von Anfang an war für Familie Fritsche klar, dass sie während der Elternzeit eine Reise unternehmen will. Der Fachinformatiker, der beim Kreis Warendorf beschäftigt ist, wollte mit seiner Frau schon immer einmal zum Nordkap. Also warum nicht in der Elternzeit? Gesagt, getan. Gab es keine Bedenken, mit einem Baby diese weite Tour im Wohnmobil zu unternehmen? „Nein, die hatten wir nicht. Als Fabian vier Wochen alt war, waren wir mit dem Wohnmobil in der Eiffel unterwegs. Über Ostern ging es zwei Wochen lang gemeinsam ins Sauer- und Siegerland. Das waren Testläufe, die problemlos geklappt haben“, sagt der Greffener im Gespräch mit der „Glocke“. Und so war es denn auch während der Nordkap-Reise: ganz unkompliziert. „Fabian war an keinem einzigen Tag krank, die Reise-Apotheke haben wir nicht gebraucht“, so Melanie Fritsche. Und Glück mit dem Wetter hatte die Familie auch: In den neun Wochen gab es in Skandinavien nur zwei Regentage.
400 Windeln und Hasi mit an Bord
Greffen (jau). 400 Windeln haben Melanie und Mario Fritsche für die Nordkap-Tour für ihren Sohnemann eingepackt. „60 haben wir wieder mit nach Hause gebracht“, erzählt der 30-jährige Familienvater. Auch 30 Essens-Gläschen und Kuscheltier Hasi waren mit an Bord. „Meist haben wir frisch gekocht oder frisch gefangenen Fisch gegrillt“, erzählt Mario Fritsche, selbst leidenschaftlicher Angler.
Fabian war zehn Monate alt, als es zusammen mit seinen Eltern losging – und zwar von Greffen nach Rostock. Mit der Fähre setzten die Greffener nach Trelleborg über. „Wir sind dann eine Woche lang quer durch Schweden gefahren“, erzählt Mario Fritsche, der auch einen Zwischenstopp in Stockholm eingelegt hat („Eine sehr schöne Stadt“). Zwei Nächte hat die Familie auf den Åland-Inseln verbracht. „Entlang der Ostseeküste sind wir durch Finnland gefahren – in Richtung Polarkreis. Ein Höhepunkt wartete nördlich von Rovaniemi auf Fabian: In dem Weihnachtsmanndorf haben wir den Weihnachtsmann getroffen – bei 35 Grad“, sagt Melanie Fritsche.
Sie war Beifahrerin und navigierte ihren Mann durch Skandinavien. „In Finnland mussten wir auf der Straße aufpassen. Dort waren überall Rentiere unterwegs“, berichtet der 30-Jährige, der die ganze norwegische Küste bis kurz vor Oslo entlang gefahren ist. Und dann war es soweit: die Ankunft am Nordkap, wo ein Erinnerungsfoto mit der Greffener Fahne geschossen wurde. Von dort aus ging es Stück für Stück über das Südkap zurück nach Deutschland. Besonders beeindruckt hat die Fritsches die faszinierende Landschaft: „Das vergisst man nie. Diese Stille, man hört einfach nichts außer dem Wind und dem Plätschern der Wellen“, so Mario Fritsche, der für Freunde und Bekannte auch noch einen Bilderabend plant.
Zahlen & Fakten
Die Familie Fritsche war mit einem 2,30 Meter breiten und 7,37 Meter langen sowie 3500 Kilogramm schweren Adria-Matrix-Wohnmobil, Baujahr 2013, unterwegs. In der Spitze fährt der Wagen 160 Kilometer pro Stunde. Das Wohnmobil verfügt über einen 120-Liter-Diesel-Tank und einen 120-Liter-Frischwasser-Tank. Mario Fritsche saß insgesamt 178 Stunden hinter dem Steuer – etwa drei pro Tag. 10 100 Kilometer wurden zurückgelegt. Rund 15 000 Bilder haben die Fritsches geschossen.
Quelle: Die Glocke – Ausgabe vom 08.11.2014
Liebe Familie Fritsche,
wir fahren nächsten Montag, den 30.5.16, auch mit unserem 9 Monate alten Sohn sowie dessen Geschwister (3 & 6 Jahre) im Wohnmobil zum Nordkap. Ihr Bericht hat uns sehr Mut gemacht. Danke!
Liebe Grüße von
Familie Mencke aus Stade, Niedersachsen